Maiferien
Verehrte Leserinnen, verehrte Leser,
sind Sie überhaupt noch da? Bei der Betrachtung der leeren Strassen in den Dörfern des Engadin liegt die Behauptung nahe, dieses Kurzwort wird kaum gelesen, denn in den Ferien oder im Urlaub geht man gewöhnlich anderen Beschäftigungen nach, als den alltäglichen zu Hause mit Durchsicht der Pressemitteilungen. Möge Ihr Urlaub gelungen verlaufen und Ihnen viel Kraft für die Gestaltung der Zukunft verleihen. Die mittlerweile grün gewordenen Hänge mögen Sie nach der Rückkehr wieder zu Hause willkommen heissen.
Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, dass derzeit im Engadin „kanadische“ Zustände (kaana-da = keiner da) vorherrschen. Die Bauarbeiten laufen hie und da auf hohen Touren, Ämter, Mediziner, Unternehmer kennen das Wort „Urlaub“ fast nur in der Theorie, die Kandidaten und Kandidatinnen für die Maturaprüfung und für viele andere Prüfungen üben noch (hoffentlich) den praktischen Einsatz ihrer erworbenen Kenntnisse. Gutes Gelingen und etwas Glück sei Ihnen gewünscht. Auch Seniorinnen und Senioren, die ja von Ferien (schon) wenig halten sei alles Gute gewünscht und allen Kranken baldige und vollständige Genesung.
Uff, die Liste der Empfänger von guten Wünschen könnte man noch lange fortführen und dennoch hätte man vielleicht eben diese Person ausgelassen, die sich am meisten über einen guten Zuspruch erfreuen würde. Das will ich unbedingt ergänzen.
Ich versichere Ihnen allen, ich bete für Sie – nicht jeden Tag, aber trotzdem tue ich das. Das Gebet füreinander ist nicht nur in der katholischen Tradition zutiefst verankert, auch viele reformierte Christen sagen mir: das mache ich auch. Das 17. Kapitel des Johannesevangeliums ist ein grosses Gebet Jesu für andere Menschen. Ahmen wir Christus in dieser Handlung nach, bewältigen wir viele kontroverse Auseinandersetzungen und kommen wir auch denen näher, die uns gar nichts Gutes wünschen. Füreinander beten bringt den Frieden mit sich selbst und mit anderen Menschen. Und Frieden ist keine Selbstverständlichkeit.
Im Gebet verbunden grüsse ich Sie herzlich
Ihr Pfarrer Willa
(4. Mai 2024))
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